Als globalisierter Mensch, der in mehreren Ländern gelebt und Freundschaften mit Menschen aus aller Welt geschlossen hat, kann ich es den Importeuren der multinationalen Welt nicht ganz verübeln, wenn sie auf der Suche nach der Maximierung des Shareholder Value die Arbeiterinnen und Arbeiter am Ursprungsort vielleicht unbeabsichtigt ausquetschen. Die srilankischen Exporteure dieser Produkte sind gerade noch zufrieden mit der Erzielung einer angemessenen Rendite, haben aber nur wenig Spielraum für die Erhöhung der Löhne ihrer Arbeiter/innen und die Zahlung der besten Preise an ihre Bauern und Lieferanten. Dieser Ansatz ist kurzsichtig und egoistisch. Anstatt den Schwerpunkt auf die Herkunft und die innovativen Aspekte authentischer landwirtschaftlicher Produkte aus Sri Lanka zu legen, globale Marken im Besitz von Sri Lankern zu schaffen und alle unsere Gemeinschaften durch gemeinsame Wertschöpfung zu fördern, wie es Frankreich mit seinem Wein, die Schweiz mit ihrem Käse und Neuseeland mit seinem Manuka-Honig getan haben, haben wir es zugelassen, dass unsere Produkte zur Ware wurden. Durch Markenmarketing und die Kontrolle des Marktzugangs haben multinationale Konzerne den Löwenanteil der Gewinnspannen dieser Produkte eingefahren.
Dieses Problem wird durch eine segmentierte Lieferkette noch verschärft. Bei einigen Agrarprodukten aus Sri Lanka, wie z.B. Gewürzen, sind in der Regel sechs Parteien beteiligt: der Produzent, der Verarbeiter, der Verpacker/Exporteur, der Markeninhaber/Importeur, der Großhändler und der Einzelhändler (offline und online). Fast immer haben die Parteien, die dem Verbraucher am nächsten stehen, einen höheren Anteil an der Handelsspanne gefordert. Dies geschah mit wenig Transparenz und manchmal mit halsbrecherischen Verhandlungstaktiken. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, verlangten sie von den vorgelagerten Akteuren – Exporteuren, Verarbeitern und Erzeugern – sogar den Nachweis ethischer Beschaffungspraktiken, indem sie die Kosten für Zertifizierungen wie “Fair Trade” übernahmen. Gleichzeitig erhöhten sie die Einkaufspreise nur geringfügig oder nur dann, wenn der Wettbewerb dies zuließ. Indem sie sozial bewussten Konsumentinnen und Konsumenten vorgaukeln, dass ihre Produkte aufgrund einer Zertifizierung aus ethischen Quellen stammen, sind Importeure, Großhändler und Einzelhändler von Handelsmarken in der Lage, einen noch größeren Teil des Profits für sich zu behalten, während nur wenig an die Arbeiterinnen und Arbeiter in den vorgelagerten Sektoren weitergegeben wird.
Bei Ernteausfällen in einem bestimmten Jahr oder wenn die lokalen Exporteure den Preisforderungen nicht nachgeben, versucht der multinationale Markeninhaber/Importeur in ein anderes Land auszuweichen oder spielt die lokalen Exporteure in einem Preiskampf gegeneinander aus, der immer weiter nach unten geht. Dies geschah in Sri Lanka in der Bekleidungsindustrie, bei Tee, Zimt und Kokosnüssen. Während beispielsweise vor fünfzig Jahren Ceylontee mehr als 50 % des weltweiten Schwarztees ausmachte, haben die multinationalen Markeninhaber im Laufe der Zeit den Anteil des Ceylontees an der Mischung immer weiter reduziert (auf heute etwa 5 %) und den Anteil anderer Provenienzen erhöht, um die Preise auf Kosten der Qualität zu kontrollieren. Das Ergebnis ist eine Stagnation des lokalen Wertes. Die Plantagenarbeiter streiken immer wieder.